Teilhabe und Vielfalt

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Teilhabe und Vielfalt im Sport

Die Deutsche Sportjugend versteht Teilhabe und Vielfalt als einen dynamischen Prozess, der die selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe und Teilnahme aller Menschen in den einzelnen Strukturen der Gesellschaft sicherstellt. Sie begreift Vielfalt, und die Vielfalt aller Einschränkungen, als Bereicherung. 
 
Im Themenfeld Teilhabe und Vielfalt macht die Deutsche Sportjugend sichtbar, dass der Sport bunt ist sowie eine integrative und inklusive Kraft entfaltet, die Menschen unterschiedlichster Vielfaltsdimensionen verbindet. Das Begriffspaar „Teilhabe und Vielfalt“ steht für ein weites Inklusionsverständnis, das die Vielfalt aller Menschen erkennt und wertschätzt sowie die Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen und -gruppen möglich macht.  
 
Bewegung, Spiel und Sport haben das Potenzial, alle Kinder und Jugendliche niedrigschwellig anzusprechen und vielfältig zu fördern. Wo Teilhabe und Vielfalt gelingt und gelebt wird, entstehen ein beiderseitiger toleranter, respektvoller Umgang und vielfältige gemeinsame Interaktionen im Sport und im täglichen Miteinander. Dabei können alle voneinander und miteinander lernen.

Handlungsempfehlungen

Die Handlungsempfehlungen „Teilhabe und Vielfalt (Inklusion)“ sollen einen Orientierungsrahmen für die dsj-Mitgliedsorganisationen geben, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Mittel das Thema Inklusion im Kinder- und Jugendsport in ihrem Verband sowie ihren Untergliederungen umsetzen und mit Leben füllen wollen. 

Leitmotiv

Um die Implementierung und Verstetigung des Themenfeldes Inklusion nachhaltig und personenunabhängig zu sichern, ist es notwendig, in den entsprechenden Satzungen und Ordnungen das Themenfeld explizit als Ziel und Zweck der Tätigkeiten der jeweiligen Organisation aufzunehmen. Dies kann zum Beispiel mit einer allgemeineren Formulierung unter den Stichworten „Teilhabe“ und „Sicherung von Vielfalt“, genauso unter dem Stichwort „Inklusion“, passieren. 

Verantwortung von Funktionsträger*innen im Bereich Teilhabe

Der jeweilige Vorstand trägt die Verantwortung für die Implementierung eines Themenfeldes wie Teilhabe und Vielfalt (Inklusion) und leitet die zuvor unter „Leitmotiv“ erwähnten und erforderlichen Schritte ein. Zur aktiven und nachhaltigen Implementierung ist es sinnvoll, entsprechend qualifizierte Personen als Ansprechpartner*innen zu benennen, die eine Zuständigkeit für diesen Themenbereich haben. Diese Zuständigkeit sollte sich auf die Umsetzung eines „Teilhabemanagements“ beziehen, das sowohl die Thematisierung, die Qualifizierung, als auch die Vernetzung aller Akteur*innen beinhaltet. Das passiert unter enger Verzahnung der Aktivitäten der Ansprechpartner*innen mit dem jeweiligen Vorstand/Präsidium. Hierzu sollte, im Sinne einer Qualitätssicherung, auch eine regelmäßige Berichterstattung zur Umsetzung des Themas Inklusion in der jeweiligen Organisation gehören. So können bisherige Schritte und Maßnahmen identifiziert sowie Perspektiven für das weitere Vorgehen aufgezeigt werden.  

Qualifizierung von Funktionsträger*innen und Multiplikator*innen

Eine gelungene Implementierung und Verstetigung eines Themenfeldes sind in erheblichem Maße von personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen abhängig. Dabei ist auch zwischen denjenigen Personen zu unterscheiden, die die Rahmenbedingungen setzen (in der Regel sind das die Funktionsträger*innen oder die Ansprechpartner*innen) und denjenigen, die Angebote gestalten (in der Regel Übungsleiter*innen, Trainer*innen oder Jugendleiter*innen). Eine Organisation muss ausgehend von ihren Ressourcen für sich entscheiden, wie sie bestehende Angebote an ihre jeweiligen Anforderungen und Bedarfe anpasst oder neue Formen entwickelt. Dazu gehört zum Beispiel auch die Entscheidung, das Thema Inklusion über Beratungen und Fortbildungen zu transportieren, es in die Ausbildungsformate des jeweiligen Verbandes/Vereines einfließen zu lassen oder auch eine Mischform aus beiden Strategien zu verfolgen. Zur Qualitätssicherung wie auch zur Implementierung und nachhaltigen Verankerung des Themas Inklusion im Kinder- und Jugendsport ist es wichtig, Angebote (Schulungen, Qualifizierungsangebote, Netzwerktreffen etc.) zu schaffen und den Mitgliedsorganisationen zur Verfügung zu stellen. Um das leisten zu können, wird es notwendig sein, finanzielle Mittel und Personalressourcen einzustellen. 

Erfahrungs- und Informationsaustausch

Vernetzung der Akteur*innen – In der Regel sind die Mitgliedsorganisationen der dsj auch Dächer von ihren Mitgliedsorganisationen. Daher ist es wichtig, den Informationsaustausch unter den Akteur*innen in den jeweiligen Mitgliedsorganisationen sicherzustellen. Die Vernetzung, der Erfahrungsaustausch und die Impulssetzung im Themenfeld Teilhabe und Vielfalt kann durch gezielte Veranstaltungen wie Netzwerktreffen, Fachtagungen oder Kongresse weiter gefördert werden.  

Kooperationen – Es ist hilfreich, sich im Themenfeld Inklusion die Expertise von Personen und Institutionen innerhalb und außerhalb des gemeinnützigen, organisierten (Kinder- und Jugend-) Sports einzuholen. Hierzu gehören beispielsweise Institutionen aus anderen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, der Selbsthilfe oder Behindertenhilfe, der Förderschulen oder der Wissenschaft. Im Sinne eines erfolgreichen Benchmarkings ist es zudem empfehlenswert zu beobachten, wie sich andere Jugendorganisationen dem Thema widmen.  

Kommunikation – Es ist wichtig, dass der organisierte Kinder- und Jugendsport sichtbar macht, dass seine Strukturen und Angebote für junge Menschen mit und ohne Behinderungen offen sind. Dabei ist es notwendig, eine Willkommenskultur zu entwickeln, die nicht nur in der Kommunikation und in Form der Darstellung der vorhandenen Angebote besteht, sondern von allen beteiligten Akteur*innen gelebt wird. Hierzu gehört auch eine gelebte Kultur der aktiven Selbstbefähigung zur Teilnahme, Mitbestimmung und Teilhabe aller beteiligten Akteur*innen. Dabei kann es hilfreich sein, aktiv an die Orte und in die Institutionen zu gehen, wo Menschen mit Behinderungen organisiert sind. Es gilt, gemeinsam im Austausch mit Menschen mit Behinderungen zu sein und die Kommunikationsprozesse im Sinne eines Top-down- und Bottom-up-Prinzips zu intensivieren. Der Austausch innerhalb des gemeinnützigen, organisierten Kinder- und Jugendsports muss dahingehend verstärkt und gefördert werden, dass Bedarfe auf der einen Seite, Ziele und Anforderungen auf der anderen Seite deutlich werden. Nur so können Angebote (weiter-) entwickelt und umgesetzt werden. Bei der Wahl der Kommunikationsmittel ist darauf zu achten, dass diese und die Zugänge barrierefrei gestaltet sind.  

Angebote des Kinder- und Jugendsports – Mut zur Flexibilität

Gemeinsames Spielen, Bewegen und Sporttreiben baut Barrieren und Berührungsängste ab. Dieses Potenzial gilt es in der Kinder- und Jugendarbeit im Sport zu nutzen, insbesondere für die Stärkung und Entwicklung der Persönlichkeit von jungen Menschen mit und ohne Behinderungen auf der Basis gemeinsamer und gleichberichtigter Aktivität. Häufig ist es ausreichend, normierte Spiel- und Übungsformen, zum Beispiel in den Dimensionen „Spielfeld“, „Spielmaterial“ oder „Bewegungsart“ als variabel zu betrachten und kleine Veränderungen vorzunehmen. Auch bei Bildungsangeboten, zum Beispiel bei der Auswahl und Vermittlung von Methoden, sind Modifikationen möglich. Wichtig ist, dass eine didaktische Grundhaltung entwickelt und gelebt wird, die Variabilität möglich macht und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen gewährleistet. 

Good-Practice-Beispiele

Zahlreiche Praxisbeispiele zu den Handlungsempfehlungen „Teilhabe und Vielfalt (Inklusion)“ können in der Datenbank Inklusion gefunden werden. Die dort eingetragen Maßnahmen aus den DOSB- und dsj-Mitgliedsorganisationen sowie Behindertensportverbänden zeigen, wie Inklusion im und durch Sport gelingen kann. Die Einträge reichen von strukturellen Verankerungen, wie Positions- oder Strategiepapiere, über verschiedene Materialen und Qualifikationen, hin zu Beispielen für die Umsetzung von Barrierefreiheit.

Mädchen und junge Frauen im Sport

Werbebanner zur Aktion mit zwei jungen Sportlerinnen

Im Jahr 2020 wurde ein Marketingkooperationsvertrag mit Procter & Gamble geschlossen. Hierbei wurde festgelegt, dass für jedes bei ROSSMANN vom 10.-30. August 2020 gekaufte Always Produkt 10 Cent an die Deutsche Sportjugend zur Förderung von „Mädchen-Sport-Camps“ in Deutschland fließen. Mit der Förderung von „Mädchen-Sport-Camps“ will die dsj das Selbstbewusstsein von Mädchen und jungen Frauen stärken, sie motivieren und „Grenzen“ für Mädchen und jungen Frauen im Sport aufbrechen.  Die Mitgliedsorganisationen haben eine große Kreativität in der thematischen Umsetzung bewiesen und trotz der Corona-Pandemie präsente, hybride und auch digitale Formate angeboten. Im ersten Förderjahr 2021 konnten acht Maßnahmen bundesweit gefördert werden. Im aktuellen Förderjahr 2022 sind weitere 14 Maßnahmen bewilligt worden, die im Laufe des Jahres umgesetzt werden. 

Inklusion

ein Junge und Mädchen mit Down-Syndrom lächeln sich zu

Zur Inklusion liegt durch die UN-Behindertenrechtskonvention nicht nur eine Gesetzesgrundlage, sondern eine weltweite Völkervereinbarung vor. Sie motiviert zum Handeln und Weiterarbeiten. Es geht darum, die Gesellschaft so zu gestalten, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt und gleichberechtigt teilhaben können. Der Sport kann als niedrigschwelliges Mittel viel zu diesem gesellschaftlichen Prozess beitragen. Auch wenn die Aktivitäten noch unterschiedlich ausgeprägt sind: Der gemeinnützige und organisierte Kinder- und Jugendsport ist aktiv, engagiert sich und bietet Hilfestellungen.

Sportartenübergreifende Module zur Qualifizierung im Bereich Teilhabe und Vielfalt im Kinder- und Jugendsport mit einem Fokus auf Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Zur Unterstützung von Multiplikator*innen bei der Planung und Umsetzung von Schulungen.

Bewegungskalender
Titelbild des dsj-Bewegungskalenders 2016

dsj-Bewegungskalender 2016

Teilhabe und Vielfalt

Details

Bewegung und Musik verstehen es gleichermaßen, Kinder unterschiedlicher Herkunft, verschiedenen Alters oder mit und ohne Behinderung miteinander zu verbinden, den Kontakt zueinander zu stärken und eine gemeinsame Basis zu schaffen. Für „Teilhabe und Vielfalt“, das Schwerpunktthema des dsj-Bewegungskalenders im Jahr 2016, war die Verknüpfung von Bewegung und Musik ideal. Die wunderschön bebilderten Spiel-, Sport- und Bewegungsideen auf Grundlage von Liedern des Kinderliedermachers Reinhard Horn sind auch nach 2016 jederzeit nutzbar!

Inklusion
Titelseite der Broschüre

Selbstcheck „Inklusion - Teilhabe und Vielfalt"

Arbeitshilfe zur Organisations- und Personalentwicklung in der dsj und ihren Mitgliedsorganisationen

Details

Arbeitshilfe, um sich dem Thema Inklusion im Kinder- und Jugendsport zu nähern, bisherige Vorgehensweisen zu reflektieren und Anregungen zu erhalten.

Publikationen

Inklusion
Titelseite der Broschüre

Selbstcheck „Inklusion - Teilhabe und Vielfalt"

Arbeitshilfe zur Organisations- und Personalentwicklung in der dsj und ihren Mitgliedsorganisationen

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