Zu Beginn dieses Jahres ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung, denn in den Medien wurde bekannt, dass Vertreter*innen der AfD und andere Akteure der rechtsextremistischen Szene während eines Treffens Pläne geschmiedet hatten, um Menschen mit Migrationsgeschichte „loszuwerden“.
Bundesweit wollten und konnten viele Menschen, darunter auch Mitglieder zahlreicher Sportvereine das Geschehene nicht unkommentiert lassen und haben an den unzähligen Demonstrationen in ganz Deutschland teilgenommen. Vereine, die im sportlichen Kontext Rivalen sind, haben sich zusammengetan, sind auf die Straßen gegangen und haben gegen den Rechtsruck, gegen eine Anti-Demokratisierung, gegen menschenfeindliche Einstellungen und Verhaltensweisen und für Vielfalt und Offenheit unserer Gesellschaft demonstriert. Viele Vereine haben in den sozialen Medien, auf ihren Webseiten oder auf anderen digitalen Plattformen klare Haltung gezeigt und sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus positioniert.
Und nun? Ist die Arbeit nun getan und ist Deutschland wieder frei von Nazis, Rechtsextremismus und Rassismus? Sind nun die Sportvereine ein sicherer Ort für von Rassismus betroffenen Menschen in Deutschland?
Haltung zeigen und sich zu positionieren ist die eine Seite, handeln und eigene Strukturen reflektieren und die Strukturen verändern zu wollen, die rassifizierend sind, ist die andere Seite.
Denn weiterhin erleben beispielsweise Menschen mit Migrationsgeschichte, Menschen jüdischen oder islamischen Glaubens, Schwarze Menschen, People of Color oder Sinti*zze & Rom*nja tagtäglich auch in der Vereinswelt Rassismus und Ausgrenzung innerhalb des Vereins und den verwehrten Zugang zu bestimmten Vereinen und Sportarten. Zudem nutzen rechtsextremistische Gruppierungen auch immer wieder den Sport als Plattform, um rechtes, nationalsozialistisches Gedankengut darzustellen. Außerdem werden aufgrund von mehrfacher Diskriminierung, mag es Rassismus und Klassismus oder Rassismus und Sexismus sein, viele Menschen ausgegrenzt. Diese strukturellen Probleme sind für viele Nicht-Betroffene nicht sichtbar.
Was ich damit verdeutlichen will, ist, dass alleine Haltung zeigen und sich zu positionieren nicht ausreicht, um sich für eine vielfältige und diverse Vereins- und Verbandslandschaft einzusetzen. Es ist dringend notwendig, selbst die gewünschte Vielfalt zu fördern und dementsprechend zu handeln!
Um das zu erreichen, müssen sich Vereinsvertreter*innen auch der bitteren Wahrheit stellen, Rassismus in den eignen Strukturen zu erkennen und diesen auch zu benennen. Denn ohne das Eingeständnis, dass rassistische Strukturen vorhanden sind, kann sich auch nichts verändern und von Rassismus betroffene Menschen werden sich nicht aktiv in Sportvereinen anmelden.
Meiner Meinung nach müssen Vereine und Verbände Vielfalt leben und jede*m, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer und sozialer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter sowie sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität, die Möglichkeit geben, das Vereinsleben so diskriminierungsfrei wie möglich mitzugestalten.