Sechs Forderungen der dsj zur Bundestagswahl 2025
- Sport bringt Beteiligung, Engagement, Bildung, Gesundheit, Schutz, Generationengerechtigkeit
Dafür muss eine bedarfsgerechte und dynamisierte Finanzierung der Jugendsportstrukturen und deren Maßnahmen durch den Bund (KJP-Mittel) gewährleistet sein.
- Kinder und Jugendliche wollen sich bewegen & Sport treiben
Dafür müssen die Politik des Bundes und eine Olympiabewerbung Deutschlands zur Politik der Bewegungsförderung werden.
- Junges, freiwilliges Engagement im Sport hilft allen
Dafür muss ein neues Angebot, das den Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst umfasst, Zugang für ALLE schaffen.
- Sportvereine stärken Demokratie
Dafür müssen Demokratiestärkung und politische Bildung im Sport priorisiert werden und Förderprogramme passend und abgesichert sein.
- Kinder- und Jugendschutz im Sport ist unverhandelbar
Es braucht Fachleute, die helfen! Dafür muss ein Bundesprogramm zur Unterstützung der Präventions-, Interventionsarbeit und Aufarbeitung eingesetzt werden.
- Sport verbindet - über Ländergrenzen hinaus
Dafür muss eine bedarfsgerechte Förderung der Strukturen internationaler Jugendarbeit sichergestellt sein.
Download der Wahlforderungen
1. Sport bringt Beteiligung Sport bringt Beteiligung, Engagement, Bildung, Gesundheit, Schutz, Generationengerechtigkeit
Dafür muss eine bedarfsgerechte und dynamisierte Finanzierung der Jugendsportstrukturen und deren Maßnahmen durch den Bund (KJP-Mittel) gewährleistet sein.
In Sportvereinen geht es neben der Bewegungsförderung auch um die Stärkung von Partizipation und Engagement von jungen Menschen, um ganzheitliche Bildung, um politische Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Ebenso stellen sie einen Schutzraum für junge Menschen dar. Der gemeinnützig organisierte Sport ist wie kaum ein anderer gesellschaftlicher Akteur durch seine Attraktivität und seine soziale und geografisch flächendeckende Reichweite in der Lage, junge Menschen unabhängig von persönlichen, sozialen, finanziellen und kulturellen Ressourcen zu erreichen. Um die Ehrenamtlichen in den Vereinen zu stärken und sie für ihre wichtige Arbeit zu qualifizieren, bedarf es einer handlungsfähigen Verbandsstruktur. Die Kinder- und Jugendarbeit der Sportverbände ist seit Jahren unterfinanziert, das betrifft auch die internationale Jugendarbeit (s. u.) und die Arbeit der KOS. Sie kann ihr oben beschriebenes Potenzial daher nicht ausschöpfen.
- Der Bund sollte dafür über den SPORTJUGEND-EURO, d. h. ein Euro pro U27-Mitglied, der nationalen Zentralstelle dsj eine bedarfsgerechte Finanzierung der Jugendsportstrukturen und der Maßnahmen gewähren, damit diese ihre Wirkungskraft bundesweit zur Geltung bringen kann. Dies muss zwingend eine bessere und dynamisierte Ausstattung des Programms Kinder- und Jugendplan des Bundes bei der Kinder- und Jugendarbeit im Sport bedeuten und somit den Rechtsanspruch auf Förderung von Jugendverbänden gemäß §12 SGB VIII umsetzen. Nur so können Jugendsportorganisationen auch in schwierigen Zeiten Motor und Beförderer für modernes und zukunftsgerichtetes Handeln sein.
2. Kinder und Jugendliche wollen sich bewegen & Sport treiben
Dafür müssen die Politik des Bundes und eine Olympiabewerbung Deutschlands zur Politik der Bewegungsförderung werden.
Gesundes Aufwachsen ist ohne Bewegungsfreude nicht denkbar. Hier übernehmen die 87.000 Sportvereine in Deutschland eine wichtige Rolle. Grundsätzlich sind Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in noch stärkerem Maße als wertvoller und selbstverständlicher Beitrag beim Ausbau von Ganztagschulen, bei der Qualitätsdiskussion für Kindertagesstätten, beim Städtebau und bei der Verkehrsplanung systematisch mitzudenken.
- Dafür sollte sich die Politik des Bundes mehr als bisher für Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen stark machen und in Kampagnen in Kooperation mit dem organisierten Sport entsprechend werben.
- Eine Bewerbung Deutschlands um Olympische Spiele muss genutzt werden, um Bewegung, Spiel und Sport für Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt zu rücken und zu stärken – nicht nur im Sportverein, sondern in allen Lebensbereichen wie z. B. Schule, Kita und Kommune.
Die Verfügbarkeit von Sport- und Bewegungsräumen und die Sichtbarkeit aller Sportarten muss gestärkt werden. Auch in den Politikfeldern Kultus, Jugendhilfe oder Verkehr müssen dafür Maßnahmen ergriffen werden. Ein vom DOSB geforderter Pakt für den Sport ist dafür die Basis.
- Die Ergebnisse der MOVE-Bewegungskampagne sind durch die Überführung in ein dauerhaftes Programm zu sichern, das der Deutschen Sportjugend und ihren Mitgliedsorganisationen die Möglichkeit gibt, die Bewegungsförderung für Kinder in Deutschland deutlich auszubauen und mit Kinderrechten und Partizipation zu verzahnen.
- Es braucht mehr qualifiziertes Personal, denn derzeit werden aufgrund eines Mangels an Trainer*innen vielerorts Kinder und Jugendliche abgewiesen, die sich in einem Sportverein bewegen wollen. Für die Sicherstellung der Angebote für Kinder- und Jugendliche in den Vereinen müssen mit Kampagnen junge Menschen sowohl als freiwillig Engagierte als auch als hauptamtlich Arbeitende gewonnen werden, damit diese sich kurz-, mittel oder langfristig in die Sportvereinsarbeit einbringen können.
3. Junges, freiwilliges Engagement im Sport hilft allen
Dafür muss ein neues Angebot, das den Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst umfasst, Zugang für ALLE schaffen.
Als Raum für (politische) Bildung und Engagementförderung sind insbesondere die Freiwilligendienste im Sport ein Erfolgsmodell. Sie fördern Gemeinsinn und ermöglichen Teilhabe in einem Orientierungsjahr. Auch in Schulen unterstützen Freiwilligendienstleistende von Sportorganisationen bei der Gestaltung von bewegten Pausen, Sport-AGs und zusätzlichen Bewegungseinheiten. Viele interessierte Vereine können Freiwilligenplätze nicht einrichten, weil die finanziellen Eigenanteile ihre Möglichkeiten übersteigen. Viele interessierte junge Menschen können einen Freiwilligendienst nicht realisieren, weil die Teilnahme zu oft vom finanziellen Hintergrund der Person abhängig ist.
Um noch mehr jungen Menschen einen Platz anbieten zu können, benötigen die Einsatzstellen und Träger eine verbesserte finanzielle Unterstützung durch den Bund und modernisierte Rahmenbedingungen in den Freiwilligendiensten, damit sie u. a ein angemessenes Taschengeld sowie die notwendige pädagogische Begleitung sicherstellen können. Ein Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst bietet eine Lösung für diese Problematik. Er führt drei zentrale Themen zusammen:
- Das Recht auf einen bedarfsgerecht ausgestalteten, nachhaltig finanzierten Dienst. Alle jungen Menschen sind eingeladen, einen Dienst zu leisten. Wo eine Vereinbarung abgeschlossen wird, erfolgt eine Förderung.
- Ein existenzsicherndes Freiwilligengeld: Die Ableistung eines Dienstes ist unabhängig von den finanziellen Ressourcen des Elternhauses für alle möglich.
- Die Beratung ALLER jungen Menschen: Mit einer auffordernden, schriftlichen und individuellen Einladung an alle (jungen) Menschen sowie einer darauf aufbauenden Einzelberatung zu den Möglichkeiten eines freiwilligen Dienstes durch die anbietenden Organisationen, werden die (jungen) Menschen angeregt, eine informierte Entscheidung über ein attraktives, mit einem Rechtsanspruch hinterlegtes Angebot zu treffen.
4. Sportvereine stärken Demokratie
Dafür müssen Demokratiestärkung und politische Bildung im Sport priorisiert werden und Förderprogramme passend und abgesichert sein.
Sportvereine sind nicht nur Orte der Bewegung, sondern prägen auch Sozialräume und stärken die Zivilgesellschaft. 1,7 Millionen Ehrenamtliche auf Vorstandsebene oder auf Ausführungsebene und 6,3 Millionen als freiwillige Helfer*innen prägen die Basis für Zusammenhalt und lebendige, demokratische Teilhabe. Die Kinder- und Jugendarbeit im Sport setzt sich aktiv für Wertevermittlung und eine vorurteilsarme Begegnung von jungen Menschen im Sport ein und tritt jeglicher Art von Hass, Gewalt, Hetze, Diskriminierung und Benachteiligung entgegen. Sportvereinen und -verbänden fehlen allerdings in Teilen bei ihrer demokratiestärkenden Arbeit die professionelle Unterstützung, Begleitung und Vernetzung. Dies bestätigt der 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (2021).
- Um Sportvereine und -verbände adäquat zu unterstützen, zu begleiten und ihnen Maßnahmen zu ermöglichen, bedarf es der Einrichtung einer Stabsstelle „Demokratiestärkung und politische Bildung im Sport“ auf Bundesebene bei der dsj, die grundsätzlich das Themenfeld bearbeitet.
- Insgesamt müssen für eine erfolgreiche Arbeit mit längerfristiger Perspektive Förderprogramme der Bundesregierung zur Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung und Extremismusprävention passend aufgestellt und finanziell abgesichert sein.
5. Kinder- und Jugendschutz im Sport ist unverhandelbar
Es braucht Fachleute, die helfen! Dafür muss ein Bundesprogramm zur Unterstützung der Präventions-, Interventionsarbeit und Aufarbeitung eingesetzt werden.
Außerschulische Kinder- und Jugendbildung soll die Lebenskompetenz von Kindern und Jugendlichen fördern. In Sportvereinen werden täglich durch engagierte und verantwortungsvolle Gestaltung des Kinder- und Jugendsportangebots und des Vereinsalltags die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen unterstützt und Selbstbewusstsein sowie gleichzeitig Achtung und Respekt füreinander vermittelt. Der organisierte Sport an sich trägt dabei eine hohe Verantwortung für das Wohlergehen aller Engagierten und Aktiven. Das gilt insbesondere für die Angebote im Kinder- und Jugendsport. Die Deutsche Sportjugend engagiert sich aus ihrem Selbstverständnis heraus im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes im Sport und bietet in diesem Zusammenhang eine Beratung und Qualifizierung der Mitgliedsverbände an. Die Weiterleitung von öffentlichen Mitteln zur Förderung von Maßnahmen hat die Deutsche Sportjugend an vorhandene Konzepte zur Prävention von und Schutz vor sexualisierter Gewalt gekoppelt.
- Die Einsetzung eines Bundesprogramms zur fachlichen Unterstützung der Präventions-, Interventionsarbeit und der Aufarbeitung in den Sportverbänden ist notwendig. Denn verschiedene Forschungsprojekte zeigen, dass eine umfassende und erfolgreiche Umsetzung von Schutzkonzepten und ein Kulturwandel nur dann gelingt, wenn es neben der intensiven Bearbeitung im eigenen Verband ein fachlich kompetentes Coaching durch externe Fachleute und Beratungsstellen gibt. Es braucht diese Fachleute, die helfen.
- Der flächendeckende Ausbau von spezialisierten Fachberatungsstellen insbesondere in ländlichen Regionen bleibt eine drängende Aufgabe und ist unerlässlich für das Ehrenamt im Sport.
- Insgesamt möge die Bundesregierung auch Prozesse und Projekte in einzelnen Ressorts wie dem Bundesministerium des Innern und für Heimat und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aufeinander abstimmen und gemeinsam planen.
6. Sport verbindet - über Ländergrenzen hinaus
Dafür muss eine bedarfsgerechte Förderung der Strukturen internationaler Jugendarbeit sichergestellt sein.
Die internationale Jugendarbeit im Sport ist ein kraftvolles Instrument. In einer durch Globalisierung geprägten Welt ermöglicht die internationale Jugendarbeit Kindern, Jugendlichen und Fachkräften aus der Kinder- und Jugendhilfe einen Zugang zu neuen Perspektiven. Die Investition in ein gegenseitiges Verständnis und ein friedliches Zusammenleben von Völkern muss an oberster Stelle stehen. Insbesondere Europa steht vor großen Herausforderungen: Migration, Populismus und eine wachsende Skepsis gegenüber der Europäischen Union setzen das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitgliedsstaaten unter Druck. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt ein hohes Interesse an internationalen Jugendbegegnungen, welches aber die verfügbaren Fördermittel deutlich übersteigt. Dabei haben auch nicht alle Kinder und Jugendliche Zugang zu den Angeboten, insbesondere Personengruppen mit körperlicher Beeinträchtigung oder geringeren Bildungsständen sind in aktuell unterrepräsentiert.
- Eine bedarfsgerechte Förderung der Strukturen für internationale Jugendarbeit im Rahmen des Förderprogramms Kinder- und Jugendplan des Bundes – Längerfristige Förderung (Internationale Globalmittel) ist notwendig, um insbesondere Jugendbegegnungen auf europäischer Ebene zu fördern und Programme aufzusetzen, die unterrepräsentierte Gruppen verstärkt inkludieren.
- Gleichermaßen wie für nationale Aktivitäten muss auch für die internationale Jugendarbeit eine dynamisierte Ausstattung des Programms Kinder- und Jugendplan des Bundes bei der Kinder- und Jugendarbeit im Sport kommen.
- Entscheidend für die Zukunft der internationalen Jugendarbeit sind zusätzliche Mittel für den Aus-/Aufbau eines Beratungspools zur Unterstützung und Qualifizierung der Mitgliedsorganisationen und Träger innerhalb der dsj. Bestehende internationale Begegnungen können nur so qualitativ gestärkt und weiterentwickelt und neue internationale Kontakte aufgebaut werden.
Die Deutschen Sportjugend verweist im Übrigen auf die aktuellen Forderungen des Deutschen Olympischen Sportbundes, die sie vollumfänglich unterstützt.