Die Zivilgesellschaft steht unter Druck. Meist ist sie mit der Vorstellung von demokratischen Werten und gemeinwohlorientiertem Engagement verbunden. In Wirklichkeit aber wird sie von rechten Akteur*innen bedrängt, die versuchen, bestehende Konflikte und kontroverse Themen zu instrumentalisieren, um in der Zivilgesellschaft Fuß zu fassen.
Rechte Kräfte versuchen damit auf vielfältige Weise, die Arbeit von Vereinen und Verbänden zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang gibt es sowohl Erwartungshaltungen an den gemeinnützigen, organisierten Sport als auch Debatten und Polarisierungen innerhalb des Sports zum Umgang mit gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Letztere stellen Sportvereine und -verbände so gleichsam in Handlungsverantwortung.
„Politisch und gesellschaftlich werden regelmäßig Forderungen ‚an den organisierten Sport‘ herangetragen. Dies ist als solches nicht infrage zu stellen, allerdings müssen dabei ebenso die Strukturen des gemeinnützigen, organisierten Sports berücksichtigt werden. […] Die Dachorganisationen haben somit keine direkte Weisungsbefugnis und können nur über Themensetzung, (finanzielle) Förderung und Fortbildungen versuchen, bestimmte Schwerpunkte zu setzen. Umgekehrt gibt es beispielsweise keine flächendeckenden Kommunikationswege für diskriminierende, rassistische und gewalttätige Vorkommnisse in den Sportvereinen zur jeweiligen Dachorganisation, da die Zuständigkeit für die Sportvereine bei den LSB liegt. Etwas ketzerisch könnte also gesagt werden, dass es wohl Zufall ist, was bundesweit über die konkreten Vorfälle im Kontext Rechtsextremismus und vielmehr noch in Bezug auf Rechtspopulismus in Sportvereinen und -verbänden bekannt ist.“, sagt Nina Reip vom Netzwerk Sport & Politik für Fairness, Respekt und Menschenwürde im neu erschienenen Sammelband „Rechtspopulismus – Zivilgesellschaft – Demokratie“.
Im Sammelband-Beitrag zum Sport wird entlang von sieben Thesen die „Bedrängungen von rechts“ und die damit verbundenen Herausforderungen, das Selbstverständnis von Sportvereinen und -verbänden sowie die bereits erfolgte Arbeit und die darüber hinaus notwendigen weiteren Maßnahmen dargestellt (Nina Reip). Im Anschluss wird dies durch konkrete Ausführungen ergänzt, die sich zum einen mit Initiativen beziehungsweise (Gegen-)Maßnahmen gegen Rechtspopulismus im Sport beschäftigen, zum anderen damit, wie rechtspopulistische und rechtsextreme Vereinigungen konkret den Sport für ihre Ideologieverbreitung instrumentalisieren (Gerd Bücker). Das Feld des organisierten Vereinssports verdeutlicht jedoch eines: die „Zivilgesellschaft“ wird nicht nur vielfach „bedrängt“, sondern kann auch aktiv dagegenhalten.
Der Sammelband „Rechtspopulismus – Zivilgesellschaft – Demokratie” von Wolfgang Schroeder und Markus Trömmer ist im Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH erschienen und für 28,00 Euro bestellbar.