„Rassismus findet im Sport nicht nur auf dem Sportplatz, sondern vom Breiten-, über den Leistungssport bis hin zur Chefetage statt“

Quelle: Tuffix

Ein Bericht zur Auftaktveranstaltung des Projektes „(Anti-) Rassismus im organisierten Sport“

 „Struktureller Rassismus ist leider bis heute ein massives Problem. Nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch im Sport. Wir als Deutsche Sportjugend und auch der DOSB reflektieren uns selbst als weiße Organisation. Natürlich gibt es auch bei uns strukturellen Rassismus. Natürlich gibt es den in den Sportvereinen und natürlich kann niemand sagen ‚ich bin völlig frei, ich habe keinen Funken Rassismus in mir`.“ Mit dieser Eigenreflektion eröffnete Benny Folkmann, 2. Vorsitzender der dsj, die Auftaktveranstaltung für das gemeinsame Projekt von dsj und DOSB „(Anti-) Rassismus im organisierten Sport“, die am 29. März 2023 im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus mit über 80 Personen aus den Mitgliedsorganisationen von dsj und DOSB stattfand.

Dass die Reflektion ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, zeigten auch die weiteren Impulse während der Veranstaltung. Aisha Camara, Expertin für interdisziplinäre Kommunikation und ehemalige Leistungssportlerin, erzählte als Schwarze weibliche Person von ihrer Kindheit im deutschen Leistungssport. „In meiner Kindheit gab es den Begriff Rassismus nicht. Erst jetzt im Nachhinein kann ich das Geschehen reflektieren. Es gibt ganz viele Menschen, die schon lange aktiv sind. Lange bevor wir uns als Gesellschaft mit diesem Thema so auseinandergesetzt haben“. Im Rahmen des Projektes ist es ein Ziel, die Menschen, die schon jetzt im Sport aktiv sind, zusammenzuführen und zu vernetzen und aus den bestehenden Sportprojekten zu lernen und sie weiterzuentwickeln.

Weiterhin wurde schnell klar, dass das Eingeständnis als weiße Organisation nicht von der Verantwortung des Handelns entbindet. Dies bekräftigte auch Michaela Röhrbein, DOSB Vorstand Sportentwicklung in ihrer Begrüßung. Elena Lamby, Projektverantwortliche bei der dsj, erläuterte das übergeordnete Ziel des dreijährigen Projektes, welches von der der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Antirassismus gefördert wird:Im Rahmen des Projekts wollen wir den strukturellen Rassismus im Sport angehen. Wir möchten ein Netzwerk mit migrantischen Organisationen im und außerhalb des Sports aufbauen. Wir wollen das gemeinsam mit Menschen tun, die von Rassismus betroffen sind. Ihnen zuhören, von ihnen lernen und gemeinsam voranschreiten.“

Ruben Castro vom Africa United Sports Club e.V. in Hamburg beschrieb den Sport als effektives Mittel gegen Rassismus und die empowernden Vorteile eines Sportvereins. „Häufig werden erste Erfahrung mit offenem Rassismus auf dem Sportpatz, in der Umkleide etc. gemacht. Der Sportverein sollte aber genau das Gegenteil sein und ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche bewusst mit Antirassismus in Berührung kommen.“ Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass das Projekt sowohl den persönlichen Rassismus vor Ort auf dem Platz und den Umgang im Verein betrachten, sich aber gleichzeitig dem strukturellen Rassismus auf Vereins- und Verbandsebene stellen muss. „Rassismus findet im Sport nicht nur auf den Sportplatz, sondern vom Breiten-, über den Leistungssport bis hin zur Chefetage statt. Um dem zu begegnen ist ein ganzheitlicher holistischer Ansatz von Bildung und Gesundheit über Empowerment durch Sport notwendig.“

Mit einer Laufzeit von drei Jahren werden in dem Projekt vorrangig vier Arbeitsfelder bearbeitet. Es sollen passgenaue Bildungsangebote für den organisierten Sport entwickelt werden. Mit Hilfe eines Wettbewerbs sollen Vereine eingebunden und motiviert werden, Engagement im Themenfeld Antirassismusarbeit zu zeigen. Um vorhandene Strukturen noch besser zu nutzen, wird ein Netzwerk von Akteur*innen innerhalb und außerhalb des organisierten Sports aufgebaut. Zudem sollen in ausgewählten Mitgliedsorganisationen von dsj und DOSB hauptberufliche Antirassismusbeauftragte eingesetzt werden, um Maßnahmen dort bedarfsgerecht umzusetzen. Um „Rassismus im organisierten Sport zu verstehen“ kooperieren dsj und DOSB innerhalb des Projekts mit der Humboldt-Universität zu Berlin, die ein unabhängiges Forschungsprojekt durchführen wird.

 


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