Nachhaltige Sport- und Persönlichkeitsentwicklung!

Stärkung der Freiwilligendienste

Freiwilligendienste im Sport sind ein Erfolgsprojekt. Sie bilden einen wichtigen Baustein der Bildungsarbeit im Sport sowie der Vereins- und Personalentwicklung. Tausende von Sportvereinen profitieren Jahr für Jahr vom Einsatz der jungen Erwachsenen, die insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit im Sport tätig sind.

Die Freiwilligendienste im Sport haben sich über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren entwickelt. Gemeinsam haben die Landessportjugenden als Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) sowie die Deutsche Sportjugend die Qualität verbessert, um die Betreuung der Freiwilligen zu sichern: Freiwilligendienste sind in erster Linie ein Bildungs- und Orientierungsjahr. Die Einführung
des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) hat es auch den Jugendorganisationen der Spitzenverbände und der Sportverbände mit besonderen Aufgaben ermöglicht, als Träger aktiv zu werden und so vom Freiwilligendienst zu profitieren.

Das Budget für die Freiwilligendienste im Sport ist kontinuierlich gestiegen, die Plätze konnten wiederholt ausgebaut werden. Dennoch müssen Jahr für Jahr Hunderte von interessierten Sportvereinen und engagierten jungen Menschen zurückgewiesen werden, da die Fördergelder und Kontingente nicht ausreichen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Sportvereine, die sich eine/n Freiwillige/n kaum mehr leisten können, und die Freiwilligen fordern zu Recht eine attraktivere Ausstattung der Dienste.

Die Vollversammlung fordert vor diesem Hintergrund die im Bundestag vertretenen Parteien sowie die Bundesländer zur Unterstützung auf:

  • Statt über eine Dienstpflicht oder ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr zu diskutieren, müssen die Freiwilligendienste deutlich ausgebaut und besser
    finanziell ausgestattet werden. Wir benötigen einen faktischen Rechtsanspruch auf die Förderung von Freiwilligendiensten. Dies kann unbürokratisch durch die Bereitstellung zusätzlicher Mittel umgesetzt werden.
  • Unumgänglich ist sowohl die Bereitstellung weiterer BFD-Plätze im Sport als auch zusätzlicher Fördermittel für das FSJ im Sport. Als ein Baustein hierfür sollte das Sonderprogramm BFD mit Flüchtlingsbezug in den Regeldienst überführt werden.
  • Sowohl die Gelder für pädagogische Begleitung als auch die Zuschüsse zum Taschengeld sind deutlich zu erhöhen. Die Bundesmittel für die pädagogische Begleitung im FSJ und BFD sollten künftig dynamisch ansteigen und nach einem bedarfsgerechten Index angepasst werden. Für Sportvereine muss es möglich sein, auch im FSJ einen Zuschuss zum Taschengeld zu erhalten.
  • Die Anerkennungskultur für Freiwilligendienstleistende ist zu verbessern. Dazu gehören deutliche Vergünstigungen im Öffentlichen Nahverkehr, eine
    verbesserte Berücksichtigung der Freiwilligendienste bei der Studienzulassung, die Gewährung der Ehrenamtskarte sowie eine Befreiung von den Rundfunkbeiträgen. Bei nachgewiesenem Bedarf ist sehr viel einfacher als heute Wohngeld zu zahlen.
  • Die Durchführung und Abrechnung der Freiwilligendienste sind zu entbürokratisieren. Konkrete Vorschläge liegen dem durchführenden Bundesamt vor.
  • Die politische Bildung im Bundesfreiwilligendienst sollte finanziell wie organisatorisch in die Hand der Träger gegeben werden.

Begründung

Das Freiwillige Soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst im organisierten Sport sind bundesweit unter den Trägerschaften der Landessportjugenden sowie der Jugendorganisationen der Spitzenverbände und der Sportverbände mit besonderen Aufgaben seit vielen Jahren Erfolgsprojekte. Steigende Teilnehmer/innenzahlen, Unterstützung vor Ort bei der Umsetzung von Programmen der Sportorganisationen sowie weiterentwickelte Qualitätsstandards und Beteiligungsformate sorgen dafür, dass die Freiwilligendienste als Bildungs- und Orientierungsjahr großen Zulauf haben und nachhaltig wirken.

Über 3.000 Freiwillige leisten jedes Jahr in den gesetzlich geregelten Freiwilligendiensten wertvolle Unterstützung bei den gesellschaftlichen Herausforderungen des Sports, etwa bei Aufgaben der Jugendhilfe, in Kooperationen mit Bildungseinrichtungen oder bei der Entlastung des Ehrenamtes. Als wichtige Stütze leisten die Freiwilligen unverzichtbare Arbeit in den Vereinen, Bünden und Verbänden. Als Sporthelfer/innen, Trainer/innen oder Übungsleiter/innen begleiten sie Sportgruppen für Kinder und junge Erwachsene, Flüchtlinge oder Menschen mit Handicap oder ermöglichen Sportangebote im Ganztag. Damit sind sie ein wichtiger Bestandteil für die Mitgliedergewinnung der Sportvereine. Zudem unterstützen sie das Ehrenamt sowohl bei der Vereinsadministration als auch bei der Durchführung von Projekten und bringen durch ihr mehrheitlich junges Engagement „frischen Wind“ in
die Einsatzstellen.

Den Freiwilligendiensten im organisierten Sport gelingt es in hervorragender Weise, mit ihrer Bildungs- und Qualifizierungsarbeit den gesetzlichen Zielen der Persönlichkeitsentwicklung und der beruflichen Orientierung nachzukommen.

Freiwilligendienste im Sport wirken nachhaltig

Freiwilligendienstleistende bleiben dem organisierten Sport auch über ihren Dienst hinaus als ehrenamtlich Tätige in verschiedensten Funktionen erhalten. Immer häufiger weisen junge Vorstandsmitglieder der Vereine und Verbände in ihrer Ehrenamtsbiographie ein FSJ oder BFD aus. Befragungen zeigen, dass sich fast 80 % der Freiwilligen auch nach ihrem Dienst weiterhin ehrenamtlich im organisierten Sport engagieren möchten. Damit sind die Freiwilligendienste ein starker Engagementmotor für den Sport, aber auch für den Staat – sie begünstigen ein langfristiges bürgerschaftliches Engagement.

Freiwilligendienste im Sport bilden und qualifizieren

Freiwilligendienstleistende erhalten neben den verpflichtenden Bildungsseminaren außersportliche Bildungsangebote und Qualifizierungen nach den Lizenzsystemen der Sportorganisationen. Bundesweit nehmen nahezu alle Teilnehmenden im FSJ und BFD neben den vorgegebenen Einführungs-, Zwischen- und Abschlussseminaren an den Qualifizierungsangeboten der Träger und ihrer Mitgliedsorganisationen teil.
Immer wieder in der Kritik stehen die verpflichtenden Seminare zur politischen Bildung im Bundesfreiwilligendienst, die durch den Bund in besonderen Zentren durchgeführt werden. Die politische Bildung muss inklusive ihrer Finanzierung in die Verantwortung der Träger übergehen und in die ganzheitlich konzipierten Bildungskonzepte integriert werden.

Freiwilligendienste im Sport bieten Berufsorientierung

Eine hohe Anzahl von Freiwilligen entscheidet sich während ihrer Dienstzeit für eine Berufsausbildung oder ein Studium im Sport-, Fitness-, Reha-, Gesundheits- oder Wellnessbereich. Befragungen zeigen, dass sich konkrete Vorstellungen zum eigenen beruflichen Werdegang durch die Freiwilligendienste überzeugend entwickeln.

Der organisierte Sport ist in den Freiwilligendiensten bundesweit unterrepräsentiert

Es ist Aufgabe der Politik, interessierten jungen Menschen eine große Bandbreite an Einsatzgebieten zu präsentieren und ihnen nicht nur auf dem Papier ein Engagement nach Wahl zu ermöglichen. Der organisierte Sport ist ein attraktives Engagementformat für viele Freiwillige. In vielen Bundeländern gibt es derzeit eine erhebliche Nachfrage nach weiteren Plätzen sowie das Potenzial, weitere Plätze zu schaffen. Durch eine Erhöhung der Mittel kann ein faktischer Rechtsanspruch auf Förderung aller Freiwilligendienstplätze geschaffen werden.

Die Freiwilligendienste benötigen dringend eine Entbürokratisierung

Die Freiwilligendienste mussten sich in den letzten Jahren immer wieder veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Insbesondere im Bundesfreiwilligendienst sind die Verwaltungsvorgänge komplex und zeitaufwändig. Gerade die Freiwilligendienste im Sport – der Bereich, in dem sich laut Freiwilligensurvey junge wie alte Menschen am häufigsten engagieren – benötigen finanzielle wie organisatorische Hilfestellungen. Anders als Einsatzstellen, die in erster Linie hauptberuflich organisiert sind und die Arbeit von Freiwilligen durch Einnahmen refinanzieren können, stehen vielen Sportvereinen nur sehr geringe Finanzmittel und häufig keine hauptberufliche Arbeitskraft zur Verfügung. Regelungen wie das Kooperationsverbot von zwei oder mehr Vereinen im BFD benötigen eine Änderung.

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