Zu einer Diskussion über junges Engagement und Freiwilligendienste waren am 21. September 2022 Sachverstände zu einem öffentlichen Fachgespräch in den Bundestags-Unterausschuss “Bürgerschaftliches Engagement” geladen. Mittelkürzungen beim Freiwilligendienst, den zahlreiche junge Menschen nach der Schule absolvieren, sind ein falsches Signal - hier waren sich die Sachverständigen einig. Der Freiwilligendienst biete jungen Leuten Orientierung in schwieriger Zeit, trage zu gesellschaftlichem Zusammenhalt bei, fördere die Demokratie und müsse finanziell gestärkt werden. Darüber hinaus plädierte Julia Schneider, Vorsitzende der Deutschen Turnerjugend, dafür, Räume für Engagement zu schaffen und Begleitung von jungen Engagierten zu stärken und Sportstätten offen zu halten, da diese Räume für Gemeinschaft und Engagement sind.
Freiwilligendienste als Antwort auf die “Generation Krise”
Stabil mit leichtem Aufwärtstrend seien die Zahlen junger Menschen, die sich in Deutschland Jahr für Jahr für den Freiwilligendienst entschieden, sagte Kira Bisping, die als Sprecherin des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Soziales Jahr (BAK FSJ) die Deutsche Sportjugend mitvertrat. Gerade jetzt, in einer Zeit großer Umbrüche und Unsicherheiten, sei das Angebot eines Freiwilligen Sozialen Jahres wertvoller denn je für junge Menschen, von denen immer mehr unter Zukunftsängsten und psychischen Belastungen litten. Der Freiwilligendienst mit seiner kontinuierlichen pädagogischen Begleitung biete in dieser Situation einen festen Rahmen und stifte Orientierung.
Der Bundesarbeitskreis bemühe sich, das Freiwillige Soziale Jahr bei Schüler*innen noch bekannter zu machen und den Zugang für Bewerber*innen zu erleichtern. Eine Stellenplattform sei eingerichtet worden. Von der Gesellschaft wünsche man sich mehr Anerkennung dieser Form des Ehrenamtes. Die Politik müsse die Arbeit der Freiwilligen durch die Möglichkeit einer kostenlosen Nutzung des Nahverkehrs erleichtern und zudem nun auch die drastisch gestiegenen Energiekosten abfedern.
Bisping kritisierte, die Mittelkürzungen im Haushaltsentwurf der Bundesregierung um zehn Prozent seien nur schwer verkraftbar. Das könne man höchstens ein Jahr lang durchstehen. Die Träger versuchten bei den Ausgaben zu optimieren, wo immer es passe. Aber sie benötigten auch Planungssicherheit. „Um die Qualität zu halten, braucht es zukünftig mindestens den bisherigen Mitteleinsatz.“ Einer Dienstpflicht für alle erteilte sie eine Absage. Der Freiwilligendienst funktioniere gut, es gelte die Bedingungen in diesem Rahmen attraktiver zu gestalten, da gebe es noch Potenzial.
Sportstätten als Räume für Gemeinschaft und Engagement offenhalten
Gerade in Zeiten der Umbrüche, der Unsicherheit und der Kälte, und nach den Schließungen der Pandemie gelte es, erinnerte Julia Schneider, Vorsitzende der Deutschen Turnerjugend, genug Räume für Engagement zu schaffen, Sportstätten offen zu halten, zu erhalten und auszubauen, statt die Menschen an diesen wichtigen Orten mit neuen Einschränkungen zu konfrontieren. Sie plädierte dafür, den gemeinnützigen Sport als bedeutenden Sektor der Zivilgesellschaft zu unterstützen und Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Sport stattfinden kann.
Möglichst allen Kindern müsse die Gelegenheit gegeben werden, bewegt aufzuwachsen, so Schneider, deren Verband die Interessen von zwei Millionen Kindern und Jugendlichen in 18.000 Vereinen in 23 Sportarten vertritt. Der Kinder- und Jugendplan der Bundesregierung für die sportliche Kinder- und Jugendarbeit müsse sicherstellen, dass alle Engagementfelder gefördert würden. Dazu brauche es mehr hauptamtliches Personal. Und schließlich müssten Vereine von Bürokratie entlastet werden. Die Ehrenamtlichen wollten sich vor allem auf den Vereinszweck konzentrieren, statt sich mit ausufernden Brandschutz-, Datenschutz- und Hygienevorschriften auseinanderzusetzen.
(Quelle: www.bundestag.de)