Generationengerechtigkeit durch Beteiligung und Bewegung junger Menschen: Bewegung, Spiel und Sport als Grundrechte für eine aktive Zukunft

Quelle: DOSB

Ein Kommentar von Katharina Morlang, Referentin Bildung, Qualifizierung bei der dsj

 

Das Impulspapier „Generationengerechtigkeit: Die Rechte junger Menschen in der alternden Gesellschaft stärken" des Bundesjugendkuratoriums (BJK) ist ein Appell, die strukturelle Absicherung der Rechte und Interessen der jüngeren Generation endlich ernst zu nehmen. Angesichts der alternden Bevölkerung in Deutschland, die die ältere Generationen zur größten Wähler*innengruppe macht, bleibt die politische Gewichtung der jüngeren Generation oft auf der Strecke. Mit nur 14 Prozent der Wähler unter 30 Jahren ist es kein Wunder, dass ihre Bedürfnisse und Rechte häufig übersehen werden. 

Der Impuls des Bundesjugendkuratoriums ist auch für die Jugendorganisationen im Sport hoch spannend, daher wollen wir den Diskurs fortsetzen: Junge Menschen müssen eine angemessene politische Gewichtung erhalten, um die Gegenwart und Zukunft mitgestalten zu können. Politiker*innen müssen sich diesem Bedürfnis stellen, nicht nur um bei jungen Menschen wieder mehr Zuversicht und Glaubwürdigkeit in demokratische Strukturen und Werte zu wecken (Sozialstudie 2023/24, Uni Bielefeld, im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung), sondern auch um ihre Belange überhaupt erkennen und unterstützen zu können. Bewegungs- und Begegnungsräume sind hier ein ganz essentielles Beispiel – da genau diese für junge Menschen immer weiter verloren gehen. Ohne die Teilhabe und Förderung junger Menschen sind sämtliche Investitionen in die Zukunft bedeutungslos. Wenn politische Maßnahmen zum Ziel haben, die Demokratie als Gesellschafts- und Staatsform am Leben zu bewahren, so geht das nicht, ohne junge Menschen von Beginn an mitzudenken! 

Wenn wir einen Blick auf die Kinderrechte werfen, wird schnell klar, dass viele dieser Rechte, wie das Recht auf Beteiligung an Freizeit, kulturellem Leben und altersgemäße aktive Erholung, in der Praxis oft zu kurz kommen. 
Für eine gesunde und ganzheitliche Entwicklung junger Menschen und in einer Zeit, in der Internet, Smartphones, Social Media und lange Sitzzeiten in der Schule und im Beruf den Alltag dominieren und Bewegungsmangel zur neuen Normalität wird, ist politisch noch viel Luft nach oben bezüglich Generationengerechtigkeit und Bewegungszeiten für Kinder und Jugendliche. Es liegt in der gesellschaftlich-politischen Verantwortung, nicht nur den heutigen Kindern und Jugendlichen, sondern auch zukünftigen Generationen ein Umfeld zu schaffen, das Bewegung, Spiel und Sport fördert. 

Es braucht noch vielmehr eine Orientierung an den Kinderrechten und die Entwicklung einer Vision einer Welt, in der vielfältige Bewegungsanreize und -möglichkeiten, sichere Spielplätze und Sportanlagen an jedem Ort selbstverständlich sind sowie Bewegung und Begegnung an Schulen und für peers möglich sind. Hier geht es nicht nur um körperliche Fitness, sondern auch um die Entwicklung von Gruppenzugehörigkeit und -identität, Gemeinschaft, das Zurechtkommen in sozialen Strukturen, Kreativität und Resilienz – was schon jetzt stark gefragt und für die Zukunft bedeutsam wird. Vereinzelung und Einsamkeit stellen klare Herausforderungen für junge Menschen dar, dabei sind ihnen Werte wie Zusammenhalt und Familie enorm wichtig (SINUS-Jugendstudie 2024: Wie ticken Jugendliche?) 

Die jüngere Generation ist im Vergleich zu älteren Altersgruppen kleiner und deutlich diverser, was die Herausforderungen verstärkt. Wir können nicht pauschal von „Jungen Menschen und ihren Bedürfnissen“ sprechen, sondern müssen genau hinschauen und herausfinden, dass sozioökonomischer Status, Elternhaus, Migrationshintergrund oder Bildungsstatus eher zu Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten führen, die durch ungleiche Zugänge zu Sport und Bewegung noch verschärft werden und damit bildungsfernen jungen Menschen, Teilhabe, Gesundheit und Selbstwirksamkeitserfahrungen komplett verwehren. 

Generationengerechtigkeit bedeutet, dass wir heute die Weichen für eine aktivere, fitte Zukunft stellen. Es ist eine politische Aufgabe, Rahmenbedingungen für junge Menschen so zu gestalten, dass Bewegung, Spiel und Sport in ihrem Alltag fest verankert sind. Dabei geht es um eine neue Infrastruktur, aber auch um Bewusstseinsbildung und die Schaffung von Anreizen, die Kindern und Jugendlichen Lust auf ein aktives Leben machen. 

Mit der Berücksichtigung der „Needs“ junger Menschen, durch innovative Projekte, Bildungsinitiativen und eine enge Zusammenarbeit mit Schulen, Vereinen und Kommunen können Räume und Gelegenheiten für Bewegung und Spiel geschaffen werden. Es muss dafür Sorge getragen werden, dass jedes Kind das Recht auf eine bewegte und spielerische Kindheit hat – dieser Aspekt fehlt übrigens regelmäßig in den Papieren verschiedener jugendpolitischer Gremien des Landes und man darf auch gespannt sein, ob bzw. inwiefern im für Herbst 2024 angekündigten 17. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung darauf eingegangen werden wird. 

Darüber hinaus wird aktuell viel über die Ausgestaltung der Bundesjugendspiele gesprochen – angeführt durch Diskurse von Älteren. Wer ist nicht dabei? Die Kinder, um die es eigentlich geht, und ihre Bedürfnisse. 

Wir müssen also herausfinden, wie Räume und Gelegenheiten – aber auch die Bundesjugendspiele der Zukunft – für eine bewegte, spielerische und leistungsmotivierte Kindheit konkret aussehen können. Und wer kann uns eine Antwort darauf geben? 

Fragt doch die Kinder! 


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