Am 27. Januar 2021 jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die sowjetische Armee zum 76. Mal. Allein in Auschwitz ermordeten die Nationalsozialist*innen zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen. Die meisten von ihnen waren Jüd*innen, aber auch mehr als 21.000 Sinti*zze und Roma*nia kamen dort um. Menschen wurden auch aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität als „Abartige und Homosexuelle“ stigmatisiert und brutal verfolgt. Weit über 10.000 dieser Menschen verschleppten die Nationalsozialist*innen in die Konzentrationslager. Nur wenige haben den unmenschlichen Terror überlebt.
Der Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz ist der Anlass, in Anteilnahme und Respekt der Menschen zu gedenken, die auf Grund ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer Behinderung, ihrer politischen Überzeugung oder ihrer sexuellen Orientierung vom nationalsozialistischen Terrorregime und von deutschen Bürger*innen ausgegrenzt, entwürdigt, verfolgt und ermordet wurden. Von den Überlebenden ging die Botschaft aus: Nie wieder! Anlässlich dieses Ereignisses findet auch der „Erinnerungstag im deutschen Fußball“, angestoßen von der Initiative „!Nie wieder“, statt. In diesem Jahr ist dabei die Ausgrenzung von Menschen auf Grund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität das Schwerpunktthema.
Auch die Deutsche Sportjugend schließt sich dieser Initiative an und richtet sich gegen jene, die den Sport auch heute mit homo-, trans- und frauenfeindlichen oder antisemitischen und rassistischen Parolen und Aktionen vergiften und missbrauchen. Diese Werte hat die dsj in ihrer Jugendordnung verankert. Sie sind Bestandteil der tagtäglichen Arbeit in den vielzähligen Themenfelder des gemeinnützigen, organisierten Sports. Aktiv setzt sie sich für eine vorurteilsfreie Begegnung von jungen Menschen im Sport ein und tritt mit ihrer präventiven Kinder- und Jugendarbeit jeglicher Art von Gewalt, Diskriminierung, Benachteiligung und Manipulation entgegen.
Die Deutsche Sportjugend und die Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ stehen für eine Kultur des Verstehens und für ein demokratisches Gemeinwesen, in dem die Würde jedes Menschen geachtet und verteidigt wird.
Benny Folkmann, 2. Vorsitzender der dsj: „Zum 76. Mal jährt sich der Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Ausschwitz. 76 Jahre, in denen sich — in den Strukturen des Sports und des Fußballs — viel getan hat. Es gehört heute glücklicherweise zu den unumstößlichen Menschenrechten, die eigene sexuelle und geschlechtliche Identität frei leben zu können. Dennoch stößt diese eigentliche Selbstverständlichkeit immer noch auf Widerstände bei Spieler*innen, Trainer*innen, Funktionär*innen und Zuschauer*innen. Menschen werden weiterhin auf Grund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität diskriminiert. Daher heißt es auch nach 76 Jahren, zu erinnern und in diesem Jahr klar „Regenbogenflagge” zu zeigen — im Sinne von: Nie wieder!”
„Totgeschlagen, totgeschwiegen“ — mit diesen beiden Worten erinnern heute winkelförmige Gedenktafeln an verschiedenen Orten in Deutschland an das Schicksal von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten. Sie wurden oftmals Opfer unmenschlicher medizinischer Versuche oder Gewalt durch Mithäftlinge. Ihr Leiden endete nicht mit der Befreiung am 8. Mai 1945. Von weiten Teilen der deutschen Nachkriegsgesellschaft wurden sie weiterhin stigmatisiert, ausgegrenzt und lange als Opfer nicht anerkannt.
Erziehung nach Auschwitz ist Erziehung zur Menschlichkeit
Die Selbstverständlichkeit, die sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung als ein unabdingbares Menschenrecht zu leben und den Dialog darüber im gemeinnützigen, organisierten Sport zu vertiefen und zu verstetigen — auch das bedeutet „Erziehung nach Auschwitz“.
Die Vision der Initiative „!Nie wieder“: Die 17. Kampagne des „Erinnerungstages im deutschen Fußball“ oder besser, im deutschen Sport, trägt die Farben des Regenbogens.
Weitere Informationen auf www.sport-mit-courage.de und www.niewieder.info.