dsj und DOSB fordern: weiterer Lockdown für Kinder und Jugendliche im Sport muss unbedingt vermieden werden

Empfehlung von Sportwissenschaftler*innen in Bezug auf den Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen unterstreicht Forderung

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sportjugend (dsj) haben den Appell des Handball-Spitzenfunktionärs Bob Hanning, wonach ein weiterer Lockdown für Kinder und Jugendliche im Sport unbedingt vermieden werden müsse, ausdrücklich begrüßt.  

Kerstin Holze, Vizepräsidentin des DOSB, erklärte: „Wir sind uns mit Bob Hanning einig, dass ein weiterer Lockdown für Kinder und Jugendliche unter allen Umständen vermieden werden muss. Wenn das nun wieder passiert, wird es Defizite geben." Zwischen sieben und elf Jahren befänden sich Kinder im sogenannten goldenen Lernalter für koordinative Fähigkeiten, so Holze: „Dieses goldene Lernalter lässt sich nicht pandemiebedingt verschieben. Es findet jetzt statt. Ein Sportverbot unterbricht die ganzheitliche, gesunde Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen." 

Durch Sportvereinsangebote sollten Kindern und Jugendlichen Bewegung und soziale Teilhabe möglich gemacht werden. Dass körperlich-sportliche Aktivität die physische, psychische und soziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fördert und umgekehrt der Mangel an körperlich-sportlicher Aktivität zu physischen, psychischen und sozialen Problemen führen kann, die bis ins Erwachsenenalter hineinreichen, ist eigentlich bekannt. Dennoch herrschen in Deutschland durch Erwachsene gestaltete Rahmenbedingungen, die vor allem einen Bewegungsmangel unter den Heranwachsenden zu befördern scheinen. Eine zukünftige Stärkung des Vereinssport als größter Bewegungsanbieter für Kinder und Jugendliche, welcher große Mitgliederverluste zu verkraften hatte, wäre jetzt das richtige Signal. 

Stefan Raid, 1. Vorsitzender der dsj, ergänzte: „Dass Sport- und Bewegungsangebote in Vereinen, Kitas und Schulen gänzlich zum Erliegen kommen, darf sich nicht wiederholen. Das im Vorschlag zur Überarbeitung des Infektionsschutzgesetzes des Bundes vorgesehene 'Verbot des Sportverbots' muss bleiben!" 

Auch die Wissenschaftler*innen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben in ihren Studien im Rahmen des Motorik-Moduls (MoMo, BMBF-geförderte Langzeituntersuchung 2009-2022) des Kindergesundheitssurveys (KiGGs) gezeigt, dass sich dieser Bewegungsmangel durch die pandemiebedingten Einschränkungen im zweiten Lockdown (bis März 2021) noch einmal deutlich im Vergleich zum ersten Lockdown verstärkt hat. Infolgedessen empfehlen sie nun Kommunal-, Landes- und Bundespolitik einer Qualitätsoffensive und fordern einen Bewegungspakt. 

In fünf Thesen und elf Forderungen zur Bewegungs- und Sportförderung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie formulieren die Sportwissenschaftler*innen, die aus ihrer Sicht drängendsten Handlungserfordernisse. Motorische Leistungsfähigkeit muss demnach als eine zentrale Ressource für gesundes Aufwachsen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung an Bedeutung gewinnen und entsprechend durch vielfältige Bewegungsangebote gefördert werden. Bei der Umsetzung seien alle Facetten und Settings von Bewegung, Spiel und Sport mitzudenken – Schule, Kita, Verein, Familie – und eine Vernetzung der Akteur*innen sicherzustellen. Auch die (sport)pädagogische Aus- und Fortbildungen sowie wohnortnahe Bewegungsräume – insbesondere mit Blick auf vulnerable Zielgruppen – seien mitzudenken. Darüber hinaus gelte es, länderübergreifende Konzepte für qualitativ hochwertige, digitale Bewegungsangebote als sinnvolle Ergänzung für den analogen Kinder- und Jugendsport zu fördern. Nicht zuletzt sei es notwendig, ein deutschlandweites, langfristiges Monitoring der motorischen Fähigkeiten und des Bewegungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten. 

 


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