Bewegung, Spiel und Sport

Rahmenkonzept des Handlungsfeldes

Einleitung

Das vorliegende Rahmenkonzept dient der Deutschen Sportjugend (dsj) und ihren Mitgliedsorganisationen als Grundlage, die Potenziale von Bewegung, Spiel und Sport (BeSS) für die ganzheitliche Entwicklung und Bildung von Kindern und Jugendlichen zu verdeutlichen und im gesellschaftlichen und politischen Raum sichtbar zu machen. Es ist orientiert an der dsj-Strategie und enthält sowohl eine Vision als auch definierte Ziele für das Handlungsfeld BeSS. Das Rahmenkonzept unterstützt bei der weiteren Orientierung und strategischen Ausrichtung für die aktuelle und zukünftige Maßnahmen- und Arbeitsprogrammplanung des Handlungsfeldes BeSS.

Die Kernaufgaben der dsj im Handlungfeld BeSS

Die dsj nimmt, wie in der dsj-Strategie festgelegt, folgende drei Kernaufgaben im Handlungsfeld BeSS wahr: sie ist Stimme und Vordenkerin des Kinder- und Jugendsports in Deutschland, sie ist die Interessensvertretung der Jugendorganisationen und sie ist Enabler des deutschen Kinder- und Jugendsports und seiner Organisationen. Im Handlungsfeld BeSS macht sich die dsj im Besonderen für die Bewegungsrechte von Kindern und Jugendlichen stark (siehe auch Kinderpolitische Konzeption der dsj).

Hintergrund

Bewegung, Spiel und Sport sind grundlegende Bausteine einer ganzheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie unersetzbarer Bestandteil von gesundem Aufwachsen. Im Kinder- und Jugendplan heißt es u. a.: „Die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit im Sport leisten einen Beitrag zum gesunden Aufwachsen junger Menschen, indem sie Spaß und Freude an körperlicher Bewegung vermitteln und die Entwicklung von Körperkompetenz anregen. (…) Gemeinsames Ziel all derjenigen, die den Sport in Schulen und Vereinen gestalten, ist es, über möglichst qualifizierte und attraktive Angebote junge Menschen mit und ohne Behinderungen und Beeinträchtigungen zu motivieren, sich dauerhaft sportlich zu betätigen.“ Die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit im Sport sind deshalb ein Beitrag zur außerunterrichtlichen und außerschulischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Der organisierte, gemeinnützige Kinder- und Jugendsport agiert vor diesem Hintergrund als non-formaler Bildungsakteur. Darüber hinaus unterstützt er die Realisierung der in der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 verankerten Kinderrechte in Deutschland. Für das Handlungsfeld BeSS sind insbesondere das Recht auf Mitbestimmung, das Recht auf gesundes Aufwachsen, das Recht auf Bildung sowie das Recht auf aktive Freizeit und Spiel relevante Rahmungen. Aktuelle Studien zum Gesundheitsstatus und zum Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen zeigen, dass der Bewegungsmangel (insbesondere bezogen auf den Alltag) von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ein alarmierendes Problem darstellt. Damit wächst die Gefahr gesundheitlicher Beeinträchtigungen sowohl physisch als auch mental. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen die positiven Effekte von Bewegung, Spiel und Sport auf das physische und mentale Wohlergehen und die ganzheitliche Entwicklung und Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Vision des Handlungsfeldes

Alle Settings der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen sind bewegt. Darüber hinaus haben alle junge Menschen Zugang zu qualifizierten Bewegungsangeboten im gemeinnützigen, organisierten Sport. Das Angebotsportfolio ist sowohl kind- und jugendgerecht als auch partizipativ gestaltet. Es orientiert sich maßgeblich an den Interessen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen und fördert das gesunde Aufwachsen sowie die ganzheitliche Bildung und Entwicklung.

Diese Vision leitet die dsj in der Ausgestaltung des Handlungsfeldes BeSS. Als Interessenvertretung junger Menschen im Sport nimmt die dsj ihre Aufgabe wahr, diese Vision mit Leben zu füllen und die passenden Rahmenbedingungen zur Erfüllung der Vision zu schaffen. Dies kann nur in einem engen Zusammenspiel zwischen der dsj als Dachverband, ihren Mitgliedsorganisationen, einem Dialog mit der Wissenschaft sowie unter Einbezug von Kindern und Jugendlichen selbst gelingen. Aus diesem Verständnis heraus möchte die dsj diese Vision zu einer gemeinsamen, handlungsleitenden Orientierung für sich selbst und ihre Mitgliedsorganisationen etablieren.

Grundverständnis der Deutschen Sportjugend von Bewegung, Spiel und Sport

Bewegung, Spiel und Sport …

  • sind Grundbedürfnisse ALLER Kinder und junger Menschen sowie die Basis menschlichen Handelns und müssen darum in allen Settings (Familie, Kommune, Wohnumfeld, Alltag, Freizeit, Kita, Schule, Hochschule etc.) ihrer Lebenswelt verankert sein.
  • sind eine Form und ein Ausdruck von Lebensfreude, die nicht zweckgebunden und ohne Ziele aus reiner Freude ausgeübt werden können.
  • sind Alleinstellungsmerkmal und Kernelement der Arbeit der dsj.
  • sind als „Kulturgut“ im Rahmen der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen zu begreifen und als solches auch krisenfest zu gestalten.
  • stehen als zentrales Medium der Kinder- und Jugendarbeit im Sport im Mittelpunkt des Handelns der dsj als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe und der damit verbundenen gesellschaftspolitischen (außerschulischen) Kinder- und Jugendbildung.
  • können einen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung und Entwicklung eines Menschen (persönlich, motorisch, kognitiv, sozial, mental) leisten – insbesondere im Sportverein.
  • können einen Beitrag zum gesunden Aufwachsen, zur Engagemententwicklung, zur Wertevermittlung, zum interkulturellen Dialog sowie dem internationalen Austausch leisten.
  • sind zentrale und eigenständige Formen sowie Medien von Bildung und Lernen.
  • sind Angebote des gemeinnützigen, organisierten Sports, in denen das Kindeswohl an erster Stelle steht und die entsprechenden Rahmenbedingungen eingehalten werden.
Ziele und Unterziele
  1. Bewegung, Spiel und Sport werden intern als Kernelemente und Alleinstellungsmerkmal der Arbeit der dsj und der dsj-Mitgliedsorganisationen wahrgenommen, stehen im Fokus und sind mit allen Handlungsfeldern der dsj als handlungsleitende Elemente und Medien verknüpft.
    1. BeSS sind als zentrales Medium und Bildungselement der Kinder- und Jugendarbeit im Sport anerkannt und stehen im Mittelpunkt des Handelns der dsj als freier Träger der Kinder und Jugendhilfe und der damit verbundenen gesellschaftspolitischen Kinder- und Jugendbildung. Gleichzeitig sind sie auch als zweckfreier Ausdruck von Lebensfreude und Wohlbefinden sowie als Grundbedürfnis eines jeden Menschen anerkannt.
    2. Die von der dsj wahrgenommenen nationalen und internationalen Aufgaben und Partnerschaften werden mit und durch BeSS als handlungsleitendes Element gestaltet. 
    3. Das Themenfeld BeSS wird mit Blick auf seine Potenziale und seinen Einfluss auf die verschiedenen Entwicklungsbereiche von jungen Menschen gemeinsam mit den dsj-Mitgliedsorganisationen und weiteren Partner*innen aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft unter Berücksichtigung der Leitziele der Kinder- und Jugendarbeit im Sport (KJP) stetig weiterentwickelt.
    4. Das Themenfeld BeSS ist gesellschaftspolitisch stärker in den Mittelpunkt gerückt, wenn es um die ganzheitliche Bildung und Entwicklung von Kindern und jungen Menschen geht bzw. im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit.
       
  2. Die Lebenswelt aller junger Menschen ist (dauerhaft) von Bewegung geprägt.
    1. Alle jungen Menschen haben einen einfachen Zugang* zu BeSS-Angeboten – insbesondere zu Angeboten des gemeinnützigen, organisierten Sports.
    2. Alle Settings (siehe Grundverständnis) der Lebenswelt von jungen Menschen sind von BeSS geprägt.
    3. Alle jungen Menschen haben einen Zugang zu vielfältigen Bewegungs-, Spiel- und Sporträumen, die zu Bewegung einladen und animieren sowie Raum zur Mitgestaltung lassen.
       
  3. BeSS-Angebote des Kinder- und Jugendsports (und darüber hinaus) sind an den Interessen und Bedürfnissen von jungen Menschen orientiert.
    1. BeSS-Angebote des gemeinnützigen, organisierten Kinder- und Jugendsports basieren auf einem gemeinsamen pädagogischen Grundverständnis, sind partizipativ, entwicklungs- sowie kind- und jugendgerecht gestaltet und haben dadurch eine hohe Bindungs- und Bildungskraft.
    2. (Junge) Trainer*innen und Übungsleiter*innen sowie Jugendleiter*innen sind wesentliche Bezugspersonen für Kinder und Jugendliche im Sportverein und als zentrale Schlüsselfiguren anerkannt. Sie haben Zugang (2) zu entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen und Engagementformen.
    3. (Junge) Engagierte, Multiplikator*innen und Fachkräfte inner- und außerhalb des Sportsystems gewinnen, qualifizieren und binden.
    4. Die notwendigen Rahmenbedingungen für einen Kinder- und Jugendsport, der bewegt, begeistert, bildet, beteiligt und bindet, sind dauerhaft gegeben.
       
  4. Die dsj ist die stärkste Interessensvertretung für BeSS im gesamtgesellschaftlichen Kontext in Deutschland.
    1. Die dsj inklusive ihrer Mitgliedsorganisationen ist die von allen Akteur*innen anerkannte Interessensvertretung von BeSS in Deutschland und macht sich als Bewegungsanwältin von jungen Menschen für deren Bewegungsrechte sowie den Wert und die Potenziale von BeSS für die ganzheitliche Bildung und Entwicklung stark. Dabei schaffen und gewinnen sie Bewegungsräume (zurück) sowie notwendige strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen.
    2. Die dsj und ihre Mitgliedsorganisationen werden als gleichberechtigte Bildungsakteure mit und durch BeSS im Kontext ihrer Netzwerke wahrgenommen und geschätzt.

(1) (2) „Zugänge (schaffen)“ wird als breit gefächerter Begriff verstanden, also im Sinne von als Hindernisse wahrgenommenen Gegebenheiten durch entsprechende Maßnahmen und Strukturen zu beseitigen. Als einschränkend wahrgenommene Faktoren zählen beispielsweise finanzielle, soziale, räumliche, kulturelle oder auch strukturelle Hürden. Insbesondere können damit niederschwellige, barrierefreie, kostengünstige oder kostenfreie, flexible, zielgruppenorientierte und -gerechte sowie ggf. hybride (digitale) Möglichkeiten der Teilhabe und Teilnahme an Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten von Sportvereinen gemeint sein

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