Bericht im Bundeskabinett: Gesundheitliche Belastungen bei Kindern und Jugendlichen durch Corona

Quelle: Adobe Stock / matimix

Bewegung, Spiel und Sport für Wohlbefinden und Gemeinschaft

Viele Kinder und Jugendliche sind durch die Pandemie stark belastet. Das ist das zentrale Ergebnis des Abschlussberichts einer Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA). Die Deutsche Sportjugend war am Arbeitsgruppenprozess der letzten 1 ½ Jahre beteiligt. Familienministerin Lisa Paus und Gesundheitsminister Karl Lauterbach haben diesen Abschlussbericht zur Situation von Kindern und Jugendlichen nach der Pandemie vorgelegt, den nun auch das Bundeskabinett beschloss.

Es müsse viel mehr auf die Stärkung von psychischen Ressourcen wie Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit und Resilienz sowie von sozial-emotionalen Kompetenzen abzielt werden. Der Bericht legt dabei einen besonderen Fokus auf sozial benachteiligte junge Menschen. Soziale Benachteiligung – zum Beispiel durch niedrigen Bildungsstand der Eltern, beengte Wohnverhältnisse, psychische Belastungen der Eltern, oder Migrationshintergrund – bleibt nämlich ein zentraler Risikofaktor für gesundheitliche Belastungen bei Kindern und Jugendlichen ist. Ansatzpunkte seien neben der Stärkung der Resilienz und mentalen Gesundheit von Schüler*innen auch die Förderung von Sport und Bewegung an und im Umfeld von Schulen, so der Bericht.

Die IMA hatte im November 2022 gemeinsam mit Vertreter*innen der Länder sowie mit Fachleuten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft wie der Deutschen Sportjugend über Maßnahmen zur Unterstützung eines gesunden Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen beraten. Im Mittelpunkt standen dabei die psychosozialen Folgen der Pandemie mit besonderem Fokus auf benachteiligte junge Menschen. Inzwischen (Stand Januar 2023) liegt auch eine europaweite Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) vor, die erstmalig und auf einer breiten Datenbasis die Evidenz für das Auftreten von Depressionssymptomen bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie in Abhängigkeit von Restriktionsmaßnahmen darstellt.

Wie insbesondere psychosoziale Folgen überwunden werden können, war Thema einer Fachkonferenz mit Ministerin Lisa Paus am 8. Februar 2023 in Berlin. Für die Deutsche Sportjugend nahm dsj-Vorstandsmitglied Julian Lagemann in Vertretung des dsj-Vorsitzenden teil.

Lisa Paus betonte, wie gut Kinder und Jugendliche die pandemiebedingten Herausforderungen meistern, dürfe aber weder von ihren persönlichen Ressourcen abhängen noch davon, ob das private Umfeld Stabilität und Unterstützung bereitstellen könne.

Britta Ernst, Ministerin Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und derzeit Vorsitzende der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) erklärt für das Zuständigkeitsfeld der Länder über grundsätzliche Angelegenheiten der Kinder-, Jugend- und Familienpolitik, u. a. der Jugendarbeit: „Wir tragen eine große Verantwortung für das gesunde Aufwachsen unserer Kinder und Jugendlichen. Viele von ihnen haben unter den Corona-Beschränkungen gelitten, das zeigt uns nicht zuletzt dieser Abschlussbericht. Für mich steht fest, dass wir alles unternehmen wollen, um die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien nicht mit der Bewältigung der Folgen allein zu lassen und ihnen stärkend zur Seite zu stehen. Dabei sind mir auch mehr Mitsprache und Teilhabe für Kinder und Jugendliche wichtig, weshalb auch 'MitWirkung' das diesjährige Leitthema des JFMK-Vorsitzes ist."

Astrid-Sabine Busse, Senatorin für Bildung Jugend und Familie in Berlin und aktuelle Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), hob zudem in ihrem Statement für das Feld „Schule“ hervor: „Wir als Bildungsverantwortliche müssen die Themen Gesundheit und Wohlbefinden noch stärker als bisher in das Bewusstsein von Schulleitungen und Kollegien rücken und Sorge für die persönliche sowie soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler tragen. Neben den in den Lernplänen der Länder verankerten Themen wie Gesundheitserziehung, Suchtprävention, Ernährung und dem Sportunterricht müssen wir in Zukunft auch noch stärker die Förderung von Reflexions- und Handlungskompetenzen im Blick behalten. Dies ist eine wichtige Lektion aus der Pandemie und ein bedeutender Faktor, um den Gesundheitsschutz aller Beteiligten zu stärken. Und wo könnte man diese Kompetenzen besser trainieren als in der Schule?"

Der organisierte Sport leistet dazu besondere Beiträge zur Stärkung von psychischen Ressourcen wie Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit und Resilienz. Die dsj legt z. B. in der Kampagne MOVE FOR HEALTH einen Schwerpunkt auf mentale Gesundheit.

Julian Lagemann, dsj-Vorstandglied sagt anlässlich der Vorlage des Abschlussberichtes: „Wir müssen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen stärker berücksichtigen. Daher ist es gut, dass die Forderung nach mehr Unterstützung für Kinder und Jugendliche nach der Pandemie mit diesem Kabinettsbeschluss nochmal breit kommuniziert wurde. Kinder und Jugendliche sind allerdings nicht nur Schüler und Schülerinnen, sie gestalten auch in außerschulischen Zusammenhängen wie im Sportverein mit und hier erleben sie eben viel Selbstwirksamkeit. Das kommt mir im Abschlussbericht zu kurz. Auch müssen wir mit der Kindergrundsicherung Teilhabe an Vereinssport besser sichern, in dem wir Sportausstattung finanzieren. Und es ist jetzt absolut wichtig, dass wir endlich die Bereiche Gesundheit, Bewegung und Sport in der Ganztagsdebatte und dem Kitaausbau priorisieren. Das steht in diesem Bericht und vielen andern Papieren, aber wir müssen es auch zusammen mit Bund, Ländern, Kommunen zusammen tatsächlich tun.“ [KMR1] [KMR2] 

Die Deutsche Sportjugend wird sich gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) im Laufe des Jahres ausführlich zum Ganztagsfördergesetz und dem damit verbundenen Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung und Förderung im Grundschulalter positionieren und konkrete Forderungen beschließen. Vorab ist ein jugendpolitisches Statement der dsj „Ganztagsförderung bewegt gestalten!“  veröffentlicht worden.

Es wird zudem in den nächsten Monaten von besonderer Bedeutung sein, sich auch in anderen laufenden Arbeitsprozessen auf Bundesebene wie u. a. zum Nationalen Aktionsplan für Kinder und Jugendbeteiligung, dem Entwicklungsplan Sport oder dem Runden Tische „Gesundheit und Bewegung“ für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlich mit besonderem Blick auf den Kinder- und Jugendsport einzusetzen. Die dsj arbeitet in allen Prozessen mit.

Weitere Meldungen zum Abschlussbericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA)Gesundheitliche Belastungen bei Kindern und Jugendlichen durch Corona“:

 


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