Auftakt zur vierteiligen Reihe Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Sport

Erstes Schwerpunktthema: Kooperationsfähigkeit

Bewegung, Spiel und Sport können zu einer positiven Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Kindes- und Jugendalter beitragen. Um dies zu erreichen, spielt die Gestaltung der Angebote durch die Trainer*innen und Übungsleiter*innen eine zentrale Rolle. Die Arbeitshilfe „Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Sport“ der Deutschen Sportjugend gibt einen Überblick über Ziele für die Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Sport und bietet konkrete Methoden an, mit denen diese Ziele im Training und beim Wettkampf angesteuert werden können. 

In diesem ersten Teil werden Beispiele zur Förderung der Kooperationsfähigkeit im Sport vorgestellt. Wie lautet das Lernziel zur Förderung der Kooperationsfähigkeit?  

Die Sportler*innen nutzen Kooperationsfähigkeit zum Lösen gemeinsamer Aufgaben im Training und beim Wettkampf! 

Um effektiv zu kooperieren, müssen Sportler*innen zielgerichtet kommunizieren und die Perspektive anderer übernehmen. Zusätzlich müssen sie bereit sein, Verantwortung für die Teamleistung zu übernehmen. 

Training und Wettkampf bieten zahlreiche Situationen, in denen die Sportler*innen üben können, gut zusammenzuarbeiten. Diese Situationen reichen von der Ausführung von Spielzügen, über gegenseitige Rückmeldungen und Hilfestellungen beim Erlernen neuer Techniken, bis zum Bearbeiten von Konflikten. 
 

Beispiel: Konflikte bearbeiten 

Emotionen, Kampfrichterentscheidungen sowie unterschiedliche Interessen der Sportler*innen bieten reichlich Konfliktpotenzial. Trainer*innen sollten Konflikte nicht voreilig „regeln“. Ihre Aufgabe besteht vielmehr darin, die Konfliktparteien zueinander zu führen und darin zu unterstützen, die Konfliktsituation auszuhalten, Konfliktursachen sowie die gegenseitigen Perspektiven zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden. Dies ist ein aufwendiger und für alle Beteiligten oft ein belastender Prozess, aber das Ergebnis lohnt sich: Ein gelöster Konflikt ermöglicht einen unbelasteten Umgang miteinander und kann der gesamten Trainings-/ Wettkampfgruppe ein Stück soziales Selbstbewusstsein geben: „Wir sind belastbar – uns haut kein Konflikt so schnell um!“ 


Darüber hinaus gibt es Übungen, die besonders gut geeignet sind, um kooperative Anforderungen im Zusammenspiel herauszuarbeiten. 


Beispiel: Aktionsform Ebene M „stummes Spiel“ 

In einem Trainingsspiel tragen die Spieler Ohrenstöpsel, zusätzlich wird laute Musik eingespielt, um die verbale Verständigung zu stören. Ziel ist es, dass die Spieler nonverbale Formen der Verständigung einsetzen: Zeichen, Blickkontakt, Körpersprache etc. 

1. Durchgang: Spielzeit 5 Minuten ohne vorherige Instruktionen. Danach Austausch der Erfahrungen und Festlegung von Verständigungsformen im „Stummen Spiel“. 

2. Durchgang: Spielzeit ca. 15 Minuten. Umsetzung der festgelegten Verständigungsformen. Danach Austausch der Erfahrungen und Festlegung von Verständigungsformen für ein freies Spiel. 

3. Durchgang: Freies Spiel ohne Hörbeeinträchtigung unter gezielter Anwendung der festgelegten Verständigungsformen. 

Aus den Erfahrungen können Verhaltensprinzipien für die Verständigung im Team diskutiert und festgehalten werden, z.B.: Festlegung auf bestimmte Signalwörter und häufig Blickkontakt aufnehmen. 

Reflexionsfragen: Welche Verständigungsmöglichkeiten haben gut funktioniert? Welche Verständigungsmöglichkeiten braucht ihr im Spiel? 


Die Gestaltung von Trainer-Sportler- und Sportler-Sportler-Beziehungen bieten Gelegenheiten, auf die Persönlichkeits- und Teamentwicklung Einfluss zu nehmen. 


Beispiel: Prinzipien der methodischen Gestaltung 

Bei der Gestaltung der Trainer-Sportler-Beziehung können Trainer*innen Kooperationsfähigkeit fördern, indem sie Diskussionen (über Konflikte, Regeln, Aufgabenverteilung, Ziele oder Taktiken) moderieren, statt Lösungen vorzugeben. 

Durch die Förderung der Kooperationsfähigkeit beeinflussen Trainer*innen die Sportler-Sportler-Beziehungen hin zu einem sozial-emotionalen Trainingsklima. Kooperationsfähigkeit ist hier die Voraussetzung für gelingende funktionale und emotionale Unterstützung in einer Trainingsgruppe. 

Der zweite Schwerpunkt zum Thema Aufgabenzusammenhalt erscheint in der ersten Ausgabe unseres Newsletters im März. Weitere Methoden zur Förderung der Kooperationsfähigkeit gibt es in der Arbeitshilfe „Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Sport“


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