„Finale!“ hieß es am 17. September im Frankfurter Haus am Dom. Dort veranstalteten die Siegmund: Space & Education gGmbH und die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) eine Abschlusskonferenz zum BMUV-geförderten Projekt „Anpfiff fürs Klima“. Zwei Jahre lang hatte sich das Projektteam mit der Sensibilisierung und der Vermittlung von Handlungs- und Beteiligungswissen an insbesondere junge Fußballfans zu den Themen Klimawandel, Klimaschutz und Klimaanpassung befasst. Dazu wurde die „Klima-Meister-App“, mit der Fans die Stadien auf ihre Klimatauglichkeit überprüfen können, und ein Workshop-Konzept entwickelt. Die Durchführung fand bislang an sechs Profifußball-Standorten statt (Stuttgart, Heidenheim, Ingolstadt, Schalke, Hannover und Hoffenheim).
Weitere Standorte sollen noch folgen, denn „die Abschlussveranstaltung bedeutet nicht gleich den Abpfiff des Projekts“, stellte die fußballerfahrene Moderatorin Mara Pfeiffer zu Beginn der Veranstaltung klar. „Wir hoffen noch auf Nachspielzeit und Verlängerung“ betonte Dr. Alexandra Siegmund, die Leiterin des Bildungsprojekts, in ihrem Eingangsstatement. Der Blick über den Tellerrand sei entscheidend für das Projekt, mit den Fußballfans habe man eine Zielgruppe gefunden, die zwar eine Herausforderung darstelle, aber auch großes Potential böte, so die Projektleiterin. Dass bei der Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) als Projektpartner ein Volltreffer gelandet wurde, bestätigte auch Gerd Wagner, der Seitens der KOS für das Projekt verantwortlich ist. „Normalerweise stehen Fußballfans oft durch negative Themen wie Gewalt oder Rassismus in den Schlagzeilen – mit dem Thema Klimaschutz bietet sich eine Gelegenheit, das Engagement der Fans sehr positiv hervorzuheben“, so der Fan-Experte Wagner. „Anpfiff fürs Klima“ sei für ihn daher eine Win-Win-Situation für das Image der Fans und für die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung, die auch den Fußball nicht nur in Zukunft, sondern auch heute schon beträfen.
Diese Einschätzung bestätigte Keynote-Speaker Prof. Dr. Alexander Siegmund von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit wissenschaftlichen Fakten. „Zunehmende Wetterextreme setzen auch die Infrastruktur des Fußballs gehörig unter Druck. Der Hitzestress betrifft auch die Profisportler massiv“, verdeutlichte der Professor für physische Geographie mit zahlreichen eindrücklichen Grafiken und nannte als Beispiele nicht nur Hitze-Extreme und Dürreperioden, sondern auch extremen Starkregen, wie etwa beim EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft in Dortmund, das wegen sintflutartiger Regenfälle unterbrochen werden musste.
Der Klimawandel macht also auch vor dem Sport nicht Halt. Wie man diesem aus Sicht des Sports begegnen muss und welche Rolle die Fans dabei spielen, war Thema der anschließenden Diskussion. In dem von Mara Pfeiffer moderierten Podium kamen zusätzlich zur Projektleitung (Dr. Alexandra Siegmund & Gerd Wagner) mit dem Bundesabgeordnetem Philip Krämer (Bündnis 90/Die Grünen, stellv. Vorsitzender im Sportausschuss), dem CSR-Beauftragtem Jurri Geddert (Hannover 96) und Fanvertreter Manuel Gaber (Taskforce Zukunft Profifußball) weitere Sichtweisen auf die Thematik zusammen.
Juri Geddert, als CSR-Manager verantwortlich für Nachhaltigkeit beim Zweitligisten Hannover 96, stellte die Niederschwelligkeit des Projekts und die Möglichkeit für Selbstwirksamkeitserlebnisse der Fans als großen Mehrwert heraus. „Die Fans konnten im Workshop aktiv ihre Ideen einbringen und an uns als Club herantragen – mit den Sonnencremespendern ist sogar eine Idee schon in der Umsetzung“, so Geddert.
Dass die Fans sich gerne in solche Nachhaltigkeitsthemen einbringen möchten, bestätigte Manuel Gaber von der Taskforce Zukunft Profifußball. Doch es bestehe noch ein deutlicher Regulierungsbedarf mit verbindlichen Rahmenbedingungen – die Aufnahme von Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmaßnahmen in die Lizenzierungsauflagen der Deutschen Fußball-Liga sei dabei nur ein erster Schritt, zog der Fanvertreter Bilanz.
Im Hinblick auf die politische Perspektive betonte Philip Krämer die Notwendigkeit der Klimaanpassung. So müsse man diese auch im Blick haben, wenn die Sportstätten in Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral aufgestellt werden. Das sei das Ziel der Bundesregierung, bekräftigte der Sportpolitiker. Seiner Ansicht nach sei kaum eine Sportart nicht vom Klimawandel beeinträchtigt – „daher muss sich die Gesellschaft fragen, welchen Stellenwert der Sport in Zukunft haben soll. Insbesondere Verbände und Vereine stehen meiner Meinung nach am Scheideweg, in welche Richtung sie sich bewegen“, zog Krämer sein Fazit.
Diese Einschätzung konnte das Projektteam um Dr. Alexandra Siegmund und Gerd Wagner nur bestätigen. Daher wolle man neben dem Fußball bei einer Weiterführung des Projekts auch andere Sportarten mit Fanszenen, etwa Eishockey, Handball oder Basketball, in den Fokus nehmen, stellte die Projektleiterin in Aussicht. Man darf also gespannt sein, wo in Zukunft der Anpfiff fürs Klima noch erfolgt.